Afrikanisch-kubanische Verschmelzungen

Von Redaktion · · 2017/04

Senegals kultigste Tanz-Band, das Orchestra Baobab, meldet sich mit einem neuen Album zurück.

Die Anfänge liegen in einem Club für Regierungsbeamte in Dakar, Senegal. Der nannte sich Baobab, benannt natürlich nach dem berühmten einheimischen Baum. Dort musizierte zu Anfang der 1970er Jahre an den Wochenenden der Saxophonist Baro N‘Diaye gemeinsam mit sechs weiteren Musikern, die er zusammengetrommelt hatte. Drei von ihnen wurden von der damals größten Band in Dakar abgeworben, der Star Band. Diese hatte einen ausprägt kubanischen Einschlag, so wie viele andere Bands dieser Zeit.

Bereits seit den 1940er Jahren war afrokubanische Musik in vielen afrikanischen Ländern populär. Das Orchestra Baobab ging nun einen guten Schritt weiter und fügte örtliche afrikanische Elemente hinzu. Großen Anteil hatte dabei der Griot-Sänger Laye M‘Boup, der über ein beachtliches Wolof-Material ­verfügte.

Aufstieg und Fall. Es dauerte nicht lange, und die Band musizierte an jedem Tag der Woche und erreichte schon bald eine Popularität, die sie auf Augenhöhe mit der Formation Bembeya Jazz aus Guinea katapultierte, die schon länger für ihre speziellen Sound-Verschmelzungen bekannt war. Die Besetzungen wechselten in den folgenden Jahren immer wieder. In Europa wurden sie, auf dem Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere, durch das 1982 erschienene, längst legendäre Album „Pirates Choice“ bekannt.

Wie es eben so kommt, ändert sich mit der Zeit auch der populäre Musikgeschmack und junge Leute, speziell Youssou N‘Dour, betraten in den 1980er Jahren die Bühne. Das Orchestra Baobab konnte da nicht mehr mithalten und löste sich in der Folge auf. Der neue Sound, genannt Mbalax, erschien irgendwie pfiffiger, einfach frischer, perkussiv angelegt und oft mit elektronischen Elementen versehen.

Comeback. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass eben jener Youssou N‘Dour, der das Orchestra Baobab ohnehin oft als Vorbild nannte, 2002 dessen internationales Comeback-Album „Specialists in all Styles“ mitproduzierte. Seitdem ist die Band in Abständen wieder gut unterwegs und im Geschäft. Ihr neues Werk „Tribute To Ndiouga Dieng“ ist einem langjährigen Mitglied gewidmet, das im November 2016 verstorben ist. Seine Lieder werden nun von seinem Sohn Alpha gesungen. Die eigentliche Innovation der neuen Produktion ist der Einsatz einer Kora, die sich erstaunlich harmonisch ins Gesamtwerk einfügt.

Einige prominente Gäste haben ins Studio gefunden: Cheikh Lô und auch Thione Seck, der seine Karriere einst in der Band begonnen hat und heute einer der größten Stars Westafrikas ist. Mit samtenen Harmonien, dem typischen Einsatz zweier Saxophone, ergänzt von einer Posaune, sowie fließenden Kora- und Gitarrenlinien präsentiert sich die Band erneut in gewohnter, meisterhafter Manier.

Werner Leiss ist Musikkritiker des Südwind-Magazins und Redakteur des „Concerto“, Österreichs Musikmagazin für Jazz, Blues und Worldmusic.

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